Wenn man einem Job nachgeht, ist eines wohl unvermeidbar: Zu funktionieren. Der Arbeitsplatz ist kein Ort, an dem private Sorgen gut aufgehoben sind. Das weiß nicht nur ein gesunder Mensch, sondern auch eine instabile Persönlichkeit. Doch für Arbeitnehmer, die an einer psychischen Störung leiden, ist dies natürlich schwerer.
Es gibt Tage, an denen kommt man problemlos durch den Alltag. Das Funktionieren wird hierbei nicht zum Problem. Doch dann gibt es auch Tage, an denen jede Minute qualvoll erscheint! Eine depressive Phase, eine starke Traurigkeit, Stunden voller Angst oder auftretende Panikattacken machen die Zeit bis zum Feierabend zum kräfteraubenden Akt! Funktionieren und Unterdrücken sind hierbei wohl die Zauberworte. Doch es ist alles andere als leicht, sich sein inneres Leiden nicht anmerken zu lassen.
Tränen müssen unterdrückt werden. Man muss lächeln, obwohl man lieber weinen würde. Man muss sich mit firmeninternen Dingen beschäftigen, obwohl der Kopf andere Sorgen bereithält. Wir sind unruhig und würden am liebsten aus uns herausbrechen. Doch die Scham über die eigene Gefühlswelt und den eigenen Zustand lässt uns eine unglaubliche mentale Stärke entwickeln.
Diese kostet jedoch eine Menge Anstrengung. Wir hoffen in jeder Sekunde, dass uns niemand etwas anmerkt – und wenn doch, dann versuchen wir, unsere Stimmung mit Banalitäten herunter zu spielen. Ganz nebenbei erklären wir unseren Kollegen und Arbeitgebern, dass wir einfach nur etwas müde sind oder der heutige Tag einfach nicht für uns gemacht wurde. Wenn die Uhr dann endlich den lang ersehnten Feierabend einleitet, wollen wir so schnell wie möglich den Arbeitsplatz verlassen.
Sobald wir draußen sind, fällt uns eine unglaubliche Last von den Schultern. Die Maske fällt – und manchmal laufen auch die Tränen. Wir merken uns die Überbelastung vom Tag absolut an. Am Abend spürt man diesen Zustand nicht nur im Kopf und in der Seele, sondern auch im Körper. Am nächsten Morgen sammeln wir jedoch wieder unsere mentalen Kräfte, um erneut für ein paar Stunden zu funktionieren.
Dies ist sicherlich keine gesunde Arbeitsweise, doch aus Angst vor den Folgen einer Krankschreibung ziehen wir dieses Funktionieren kontinuierlich durch. Wer lässt sich schon wegen einer Depression, wegen Traurigkeit oder wegen Angst krankschreiben? Würde das überhaupt jemand verstehen? Fragen ohne Antworten, solange wir diesen Weg gehen.
Also gehört das Funktionieren weiterhin zu einer Tagesaufgabe. Es ist so, als würde es zu unserem beruflichen Aufgabengebiet gehören. Als stünde es im Vertrag. Als hätte man es unterschrieben.
Bis es wieder bergauf geht, warten wir. Hoffen wir.
Wenn auch Du eines dieser Gefühle oder gar gleich mehrere im Alltag wahrnehmen musst, kannst du gern einmal unter unsere Selbsthilfe schauen! Vielleicht gibt es einen Punkt, der dein Inneres schneller ausbalancieren kann!
Views: 245