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Udo Rauchfleisch – L(i)eben mit Borderline

Wenn wir uns ein Buch zur Hand nehmen, welches unser Krankheitsbild widerspiegelt, beschäftigt sich der Inhalt meist mit dem Leben der Betroffenen. Doch der Professor, Psychoanalytiker und Psychotherapeut Udo Rauchfleisch stürzt sich in seinem Buch auf unser Umfeld. Wie laufen zwischenmenschliche Beziehungen bei einer Borderline Persönlichkeitsstörung ab? Die Belastung für unsere Mitmenschen wird in diesem literarischen Werk in den Vordergrund gestellt. Der Schreiber und Texter möchte Angehörigen, Freundinnen und Freunden von Menschen mit dieser psychischen Erkrankung helfen, die Symptomatik und die Verhaltensweisen zu verstehen.

Buchvorstellung und Inhalt

 

Als Borderline Erkrankter wechseln wir schnell zwischen Idealisierung und Verachtung sowie zwischen aggressives und selbstschädigendes Verhalten – diese Symptome lassen nicht nur uns, sondern auch unsere Mitmenschen kämpfen. In diesem Buch stellt uns der Autor alle typischen Verhaltenszüge vor. Anhand von Beispielgeschichten sollen sich Betroffene samt Umfeld besser identifizieren können. Nach diesen Kapiteln werden die Hauptaussagen der Erzählung nochmals auseinander genommen und eine entsprechende Hilfestellung angeboten.

Das ist natürlich ein schöner Aufbau, in dem sich dieses Buch gestaltet. Die Geschichten, Erzählungen und Erklärungen der Symptomatiken sind gut strukturiert. Hierbei vergeben wir eine ganz klare Empfehlung. Dennoch müssen wir auch gestehen, dass es Abschnitte gibt, in denen wir aufpassen mussten, in unserer Stimmung nicht nach unten gezogen zu werden. Manche Darstellungen und Tipps sind unserer Meinung nach ziemlich hart aufgelistet, sodass man sich seinen Gegenübern als Betroffener schnell schlecht fühlen kann. Beispiele hierzu lassen sich in diesen Zitaten finden, die sich an unser Umfeld richten:

In Konfliktsituationen kann es nötig sein, dass Sie zu Ihrem Schutz ”Spielregeln” aufstellen, an die sich Ihr Gegenüber halten muss.

Zum Schutz Ihrer selbst kann es aber auch angeraten sein, die Beziehung zu Ihrem Angehörigen oder Ihrer Freundin – zumindest vorübergehend – abzubrechen.

Diese Empfehlungen solltest Du natürlich vertragen können, wenn Du dir vornimmst, dieses literarische Werk zu lesen. Auch als Angehöriger oder Partner sollte man sich überlegen, ob man diese Ratschläge umsetzen will oder sie für richtig hält. Als Betroffener wird natürlich die Angst gesteigert, dass der liebste Mitmensch diese nicht so schönen Worten Folge leisten könnte. In jedem Fall wäre es besser, zu diesem Buch zu greifen, wenn Du dich mental stark genug fühlst. Wenn dies gegeben ist, sollte dieses Band aus dem Jahr 2015 nicht in deinem Bücherregal fehlen.

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Konzerte

Eins konnten wir in unserer Freizeitgestaltung ganz klar feststellen: Konzerte können eine Therapie für unsere instabile Persönlichkeitsstörung sein! Da Musik sowieso ein absolutes Hilfsmittel im Umgang mit unseren psychischen Symptomen ist, liegt es nahe, den melodischen Klängen auch bis in große Hallen oder zu Open Air Bühnen zu folgen. Wir sind dann an einem Ort, an dem wir unseren Kopf und unsere Seele befreien. An dem wir nicht allein sind. Wir sind hierbei unter großen Menschenmassen, die alle dasselbe zur gleichen Zeit wollen – dem Künstler und der Musik folgen. Das fühlt sich klasse an!

Ganz gleich, zu welcher Jahreszeit, an welchem Wochentag oder in welcher Stadt: Konzerte können uns jederzeit therapieren. Bereits beim Kauf der Tickets merken wir, dass wir einen wunderbaren Abend haben werden. Die Vorfreude lässt uns innerlich hochleben – selbst wenn uns kurz zuvor die Traurigkeit oder die Angst gepackt hat oder wir negative Gedanken entwickeln! Wir können nun ein positives Gefühl empfangen.

Wir freuen uns auf die Flucht. Nach draußen. Woanders hin. Sich befreien. Die anderen Menschen als unbekannt und doch als gleich zu empfinden. Die Worte hören, die uns bereits im Alltag mit großem Verständnis gegenüber standen. Wir können während des Gesangs unsere aktuelle Gefühlslage widerspiegeln. Wenn es uns gut geht, erleben wir beim Tanzen und Mitsingen Höhenflüge. Wir fühlen uns frei und lassen uns von der gesamten Welt tragen. Vielleicht werden wir durch melancholische Songs aber auch an unser Krankheitsbild mit den momentan schweren Symptomen erinnert – doch das macht nichts. Hier ist es aushaltbar. Vielleicht sogar gleichgültig.

Konzerte bringen uns dorthin, wo sich unsere Psyche erholen kann. Selbst wenn es nur drei, vier oder fünf Stunden sind – wir erhalten wieder ein Stück mehr positives Lebensgefühl! Wir reißen die Hände in die Luft, wir erheben unsere Stimme, wir können das Leben feiern und uns zwischen anderen Menschen gut fühlen – diese Selbsttherapie ist eindeutig geglückt.

Wir hoffen, dass auch du diesen Selbsthilfe Tipp annehmen und umsetzen kannst – vielleicht helfen dir die Konzertbesuche auch bereits, sodass du dich soeben schon beim Lesen identifizieren konntest. Schau auch in unsere weiteren Kategorien der Selbsthilfe!

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